27.11.2006 - Jenaer Gedankenfenster – Portal für Kreatives (1)
Die beiden Künstler Andre Karliczek und Carsten Resch wollen heute in der OTZ mit ihren beiden im engen Zusammenhang gemalten Kaffeehaus-Bildern Anregungen geben, dass noch mehr Menschen selbst kreativ werden sollten. Die Malerei ist eine Möglichkeit von vielen. Anwalt und Kunstfreund Beyer unterstützt die Aktion „Jenaer Gedankenfenster”.
Doppelter Flügelschlag im Café
Zwei Jenaer Künstler gewähren erste Einblicke - Aufruf an alle Kreativen zum Mitmachen
Jena (OTZ). Mit zwei großformatigen Ölbildern eröffnen heute Andre Karliczek – von ihm gab es schon einen Vorgeschmack vor zwei Wochen in der OTZ – und Carsten Resch die Kreativreihe „Jenaer Gedankenfenster” (OTZ berichtete).
Die beiden Jenaer Künstler gehören zur Initiativgruppe des vor zwei Wochen angelaufenen Projektes, das kreativen Menschen der Stadt und der Region eine Möglichkeit geben soll, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Gruppe will mit eigenen Arbeiten Anregungen für jedermann und jederfrau geben, selbst einmal kreativ zu werden.
Carsten Resch betont, dass bei den extra für die Gedankenfenster angefertigten Werken auf ein Höchstmaß an Kreativität verzichtet werden musste und dafür größerer Wert auf die handwerkliche Ausgestaltung gelegt wurde, um dem stilvollen Ambiente der Kaffeerösterei am Markt 11, wo auch einige Arbeiten ausgestellt sind, entgegenzukommen und auf die folgenden Exponate einzustimmen.
„Die gewählten Motive haben demnach eine zweifache Funktion”, so Karliczek, „Zum einen sollen sie zusammen mit den anderen Bildern der Initiativgruppe den bildgewordenen Rahmen für das Gesamtprojekt abstecken und dem „Jenaer Gedankenfenster” eine ansprechende Projektionsfläche bieten. Zum anderen tragen wir mit den Motiven auch den Bedürfnissen der Kaffeerösterei Markt 11 Rechnung, in der die Bilder nun für ein Jahr hängen werden.”
Worin liegt nun für beide Jenenser die Faszination der Malerei, die sie aus reiner Leidenschaft betreiben? In den Augen von Carsten Resch ist Malerei ein Ausgleich, ein Pol der Ruhe, Möglichkeit sich zurückzuziehen und sich trotzdem nicht zu verschließen, Grenzen hierbei werden nur durch die eigenen Fähigkeiten und die eigene Kreativität definiert – im Gegensatz zu seiner täglichen Arbeit in der Agentur JUSTORANGE, bei der natürlich regelmäßig auch wirtschaftliche Aspekte Berücksichtigung finden müssen. „Als ich im Jahre 2002 zusammen mit Steffen Schneider die Werbeagentur JUSTORANGE gegründet habe, ging es neben dem Aufbau einer Existenz natürlich auch um das Ausleben der eigenen Kreativität”, erinnert sich Resch. „Nach vier Jahren stetem Wachstums ist man jedoch an einem Punkt angelangt, an dem man mehr mit Koordination und Organisation beschäftigt ist, als mit kreativen Schöpfungen. Zwar ist man noch immer konzeptionell tätig, der schöpferische Gedanke jedoch tritt mehr und mehr in den Hintergrund und fällt in die Kompetenzbereiche anderer. Um so zufriedener bin ich, wenn ich die Zeit finde, mich der Malerei zu widmen und tatsächlich mit meinem Geist und meinen Händen etwas zu schaffen.”
„Es ist die Faszination der Ausdrucksform an sich”, fügt Karliczek hinzu. „Dadurch, dass Sprach-, Musik- und Bildkunstwerke, nicht Wort für Wort, Ton für Ton oder Strich für Strich wahrgenommen, sondern im Ganzen erfasst und verstanden werden, bieten sie eine viel komplexere Möglichkeit des „sich ausdrückens”, als das die gewöhnliche Lautsprache je leisten könnte. So sind Kunst oder allgemein Kreativität in der Lage, direkt Gefühle anzusprechen und zu erzeugen, wobei sich dieser Prozess zwischen Betrachter und Werk abspielt und so gleichsam die Möglichkeit einer völligen Eigendynamik in sich birgt. Kreativität ist einfach spannend – jedoch nur, wenn man sie mit anderen teilen kann. Von daher ist Kunst, immer ein Gemeinschaftsprojekt, dem die Gedankenfenster Bühne sein möchte.”
Die beiden aufeinander abgestimmten Exponate setzen eine Reihe gemeinsamer Projekte der beiden Künstler fort. Neben einer persönlichen Freundschaft, deren Wurzeln bis in die Kindheit zurück reichen, verbindet beide seit über 12 Jahren auch ein gemeinsames Interesse am Zeichnen und Malen. Dabei ist der gegenseitige Gedankenaustausch steter Motor für neue Ideen, aber auch für den Mut diese zu realisieren. „Beim gemeinsamen Arbeiten zeigt sich dabei immer wieder, dass sich Erfolg und Glück tatsächlich verdoppeln, wenn man sie teilt”, so Carsten Resch schmunzelnd.
„Die starke Resonanz der Bevölkerung auf den Start des Gedankenfensters hat uns sehr positiv überrascht und bestärkt uns weiter in unserem Tun”, so Karliczek. Die hohe Anzahl der bislang eingereichten Bewerbungen und Anfragen zum Projekt zeigen zum einen, welch großes kreatives Potenzial hier verborgen liege und zum anderen, wie groß offensichtlich auch der Wunsch sei, dieses nach außen zu tragen.
Beide Künstler betonen nochmals den Aufruf an kreative Menschen, mit eigenen Beiträgen ein Teil der Initiative „Jenaer Gedankenfenster” zu werden.
Die Kanzlei PWB Rechtsanwälte Jena im Roten Turm stiftet den Geldpreis für den Gewinner des Gedankenfensters. Die auf Kapitalanlage-, Verbraucherschutz- und Wirtschaftsrecht spezialisierten Anwälte verstehen sich als persönliche Ansprechpartner für die Unternehmen der Region. Einer dieser Anwälte ist der gebürtige Hamburger Philipp Wolfgang Beyer. Ihn hat es vor sieben Jahren nach Thüringen verschlagen. Der Jurist mit psychologischer Zusatzausbildung lernte hier seine Frau kennen und gründete 2001 die Kanzlei im Roten Turm. Sonst eher ein Mann nüchterner Fakten, unterstützt Beyer das „Jenaer Gedankenfenster” voller Begeisterung. Schließlich interessiert er sich auch für Kunst: Er sammelt tibetisch-buddhistische Statuen und seltene Rollbilder.
Quelle: OTZ Jena vom 18.11.2006