08.08.2003 - Vorwürfe gegen Rödl & Partner

Gefordert: Schadenersatz über 2,8 Millionen Euro von Jenaer Firma

Jena. Unter Druck geraten ist die in der Jenaer Kochstraße ansässige Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaf mbH Rödl & Partner. Bedroht ist sie von einer Schadenersatzklage in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro. Die Klage wollen die "PWB Rechtsanwälte Jena" voraussichtlich Ende September vor dem Landgericht Nürnberg einreichen.

Mit dieser Klage vertreten die Anwälte, die ihre Kanzlei im Roten Turm in Jena haben, die Interessen von bisher rund 280 geschädigten Anlegern, davon die meisten in Thüringen. Diese Anleger hatten ihr Geld über ein Vermittlernetz von über 240 "neutralen Beratern" dem "Gumpertsreuther-Finanzdienstleistungs-Unternehmen SMP GmbH/AG" anvertraut. Dieses Unternehmen habe – so die Rechtsanwälte – bis zu seiner Insolvenz so genannte "Genussrechte" an Privatanleger verkauft. Dies ist eine Geldanlageform, die bisher gesetzlich nicht geregelt sei. Durch die am 23. Januar 2003 eingeleitete Insolvenz der SMP seien insgesamt 16.000 Anleger mit einer Anlagesumme von ca. 140 Millionen Euro geschädigt worden. Der ehemalige Geschäftsführer von SMP sitzt in Untersuchungshaft.

Vorwurf: Er habe viele 1000 Anleger zum Abschluss von Genussrechtsverträgen seit dem Zeitpunkt der Überschuldung von SMP-Insolvenz veranlasst, ohne sie auf die SMP-Insolvenz hinzuweisen.

Er wie auch Rödl & Partner sind nun mit Schadenersatzklagen konfrontiert. Rödl & Partner deshalb, weil das Unternehmen mit der Wirtschaftsprüfung und dem Erstellen von Jahresabschlüssen für SMP beauftragt war. Laut eines vom SMP-Aufsichtsrat in Auftrag gegebenen Gutachtens, das den Anwälten vorliegt, könnte Rödl & Partner maßgeblich an der Entwicklung der verschiedenen Konstrukte im Zuge der Kapitalerhöhung sowohl bei der SMP GmbH als auch bei SMP Finanzdienstleistungen AG beteiligt gewesen sein. Es gebe Anhaltspunkte, dass Rödl & Partner spätestens im Sommer 2001 Kenntnis von der Schieflage im Genussrechtsdepot von SMP erlangt haben müsste. Demnach wäre die Veröffentlichung unzutreffender Berichte in der Zeitschrift "SMP intern" mit Wissen von Rödl & Partner vorgenommen worden, wie die Anwälte vermuten. Außerdem würden Indizien dafür sprechen, dass Rödl & Partner auch über die katastrophale Lage bei SMP im Bilde war, aber dennoch an einem geplanten Börsengang der SMP-Finanzdienstleistungen AG festhalten wollte.

Bei Rödl & Partner weist man bislang die Vorwürfe als unbegründet zurück. Man wolle den Sachverhalt genau prüfen.

Die PWB-Rechtsanwälte wollen einen Teil der Ermittlungsergebnisse zur Verfügung stellen. Sie können ab Ende September in der Kanzlei angefordert werden.

Quelle: OTZ Jena vom 06.08.2003