05.08.2004 - "Objektiv einen Tatbeitrag geleistet"

Im Betrugsfall SMP untersuchte die Kriminalpolizei die unrühmliche Rolle von Rödl & Partner. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein.

Das Landgericht Nürnberg-Fürth stehe "vor einer nie da gewesenen Herausforderung", berichtete die Lokalzeitung "Nürnberger Nachrichten" im Juni. Probleme bereite eine Klageflut gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner. Opfer des zusammengebrochenen Finanzdienstleisters SMP fordern Schadenersatz von ihr, weil drei Rödl-Mitarbeiter eng mit SMP zusammenarbeiteten.

SMP versprach, das eingeworbene Geld in solide Werte zu investieren. In Wirklichkeit verzockte es einer der Chefs. Als SMP 2002 kollabierte, hatten Zehntausende ihr Kapital verloren, 100 Millionen Euro waren weg. Zwei SMP-Vorstände warten im Gefängnis auf ihren Prozess.

Ins Visier der Ermittler gerieten auch die drei Rödl-Mitarbeiter. Sie nahmen nach den Erkenntnissen der Kriminalpolizei immer wieder aktiv an Runden mit SMP-Führungskräften teil (siehe Ausriss). In ihrem Schlussbericht, der BÖRSE ONLINE vorliegt, zählt die Kriminalpolizei mehrere Sachverhalte auf, die ein unrühmliches Licht auf die Rödl-Mitarbeiter werfen. Auch die Staatsanwaltschaft sah "objektiv eine Täuschung des Anlegers" durch einen Rödl-Mann. Dies genüge aber nicht für eine strafrechtliche Verfolgung.

"Die Einstellung des Verfahrens mangels Tatverdacht stärkt die Aussage von Rödl & Partner, dass Schadenersatzansprüche gegen die Kanzlei unbegründet sind", teilte Rödl & Partner in einer Stellungsnahme dazu mit. Von den Zivilklagen Geschädigter seien über 20 abgewiesen und über 50 zurückgenommen worden.

Zwei Zivilverfahren der Kanzlei Dr. Birk & Kollegen aus Lindau gegen Rödl & Partner gingen jedoch in erster Instanz zu Gunsten der SMP-Anleger aus. Erfolge von Anlegern gegen Wirtschaftsprüfer sind überaus selten. Die Lindauer Kanzlei hat auch Beschwerde gegen die Ermittlungen eingelegt. Der Rechtsanwalt Philipp Beyer von der Kanzlei PWB Rechtsanwälte in Jena, die etwa 1500 Geschädigte vertritt, will zudem eine weitere Strafanzeige stellen.

Auszug aus dem Schlussbericht der Kriminalpolizei Hof

Trotz Überschuldungssituation der Fa. SMP GmbH seit 31.12.2000 und Kenntnis der Depotsituation seit Januar 2001 nahmen die drei Berater von Rödl und Partner weiterhin an den sog. "Sechserrunden" teil und trugen durch ihre Ratschläge und Beiträge zur Entscheidungsfindung in diesem Kreis nicht unwesentlich am Zustandekommen strafrechtlich relevanter Handlungen und Konstrukte bei.

Auszug aus der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft Hof (Name des Rödl-Mitarbeiters geschwärzt)

bb) Damit liegt objektiv eine Täuschung des Anlegers vor, zu der der Beschuldigte xxxxxxxxxxx objektiv einen Tatbeitrag geleistet hat, denn im Rahmen einer "derzeitigen" Vorprüfung im Januar 2001 hätten die Finanzanlagebestände zum 31.12.2000 vorgeprüft werden können und müssen.

Quelle: Börse Online vom 29.07. – 05.08.2004, Ausgabe-Nr. 32/04