08.04.2005 - Prüfer von Venturion angezeigt

Gutachten zum Wert des Unternehmens wird als "ominös" bezeichnet

München Nach der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat nun auch die auf Kapitalanlagerecht spezialisierte Kanzlei PWB Rechtsanwälte in Jena Strafanzeige gegen den früheren Börsenaspiranten Venturion gestellt. Darin fordert Rechtsanwalt Andre Morgenstern die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bochum auf, jetzt auch, gegen zwei verschiedene Wirtschaftsprüfer von Venturion zu ermitteln. Bislang sind nur Verantwortliche von Venturion wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug und Insolvenzverschleppung im Visier der Ermittler.

An dem inzwischen insolventen Versicherungsmakler hatten sich 16.000 bis 18.000 Privatanleger beteiligt. Venturion hatte eigene Aktien mit dubiosen Versprechen auf hohe Gewinne nach einem Börsengang verkauft, obwohl das Unternehmen für 2003 keine testierte Bilanz vorlegen konnte und 2004 Verluste machte. Der Gesamtschaden bei der Pleite dürfte sich auf etwa 30 Millionen Euro belaufen (SZ vom 6. April). In der Strafanzeige wird das Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Wert von Venturion als "ominös" bezeichnet. Die im Verkaufsprospekt vom 13.01.2004 angesetzte Summe von 56 Millionen Euro sei "angesichts der permanenten Verluste des Unternehmens und der verwirklichten Umsatzzahlen illusorisch". Und auch die Zahlen eines anderen Wirtschaftsprüfer-Gutachtens aus dem Jahr 2002 beruhten "auf völlig falschen Annahmen", die sich durch "grobe Fahrlässigkeit" nicht mehr erklären ließen. PWB Rechtsanwälte in Jena vertreten 350 geschädigte Venturion-Aktionäre.

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 08.04.2005