19.08.2005 - Was passiert mit den Falk-Fonds?

Nach Pleite werden Sanierungskonzepte gesucht

Leipzig. Gemeinhin wird die Elster gerne als diebisch tituliert. Im Fall der Leipziger Elsterpassage kann dies zur unrühmlichen Wahrheit werden, denn die Einkaufsgalerie in Plagwitz wurde über den Falk-Fonds 51 finanziert. Vier Dachgesellschaften der Falk-Gruppe sowie acht Beteiligungs- und Objektgesellschaften haben inzwischen schon Insolvenz angemeldet. Der vorläufige Insolvenzverwalter Josef Nachmann hatte zuvor festgestellt, dass etwa die Hälfte der 80 Falk-Fonds wirtschaftliche Probleme haben.  

Nach Informationen der Jenaer Rechtsanwaltskanzlei PWB zählt auch ­die Elsterpassage dazu. Statt der vorgesehenen Mieteinnahmen von 29,3 Millionen Euro konnte das Einkaufs- und Dienstleistungszentrum zwischen 1995 und 2003 mit 11,2 Millionen Eu­ro nicht mal die Hälfte erwirtschaften. Nach derzeitigen Planungen wird künftig eine halbe Million Euro jährlich Verlust gemacht. 

Da der Fonds die Kreditraten nicht mehr ausreichend bezahlen kann, wird nun an einem Sanierungskon­zept gefeilt. Bei den finanzierenden Banken, ein Konsorti­um der Sparkassen Leip­zig und München, beste­hen den Angaben zufolge Verbindlichkeiten von 18,5 Millionen Euro. Aus den Mietverträgen könnten 11,5 Millionen Euro bedient werden. Auf der jüngsten Gesellschafterversammlung wurde daher ein Sanierungsplan verabschiedet, wonach die Banken auf fünf Millionen Eu­ro verzichten, wenn die Anleger die restlichen zwei Millionen Euro nachschießen. „Die Anleger werden noch einmal zur Kasse gebeten”, sagt Anle­geranwalt Lars Lüthke. Da in diesem Fall der Fonds die Gesellschaftsform einer KG und nicht einer GbR habe, können sie dazu allerdings nicht verpflichtet werden. In der Regel würden sich drei Viertel der Anleger beteiligen. Sie können dann darauf hoffen, dass irgendwann eine höhere Vermietung auch wieder etwas abwirft. „Sollte es zu keinem Sanierungskonzept mit freiwilligen Zahlungen kommen, könnte das Objekt unter Zwangsverwaltung gestellt und früher oder später verkauft werden”, so Lüthke. In diesem Fall geht der Anleger völlig leer aus. Schlimm daran ist aus Sicht des Anwalts vor allem, dass viele ihre Fondsanteile über ­ein Darlehen finanziert haben. „Die Anlage ist weg und der Kredit muss trotzdem bedient werden.” Ein Dilemma, aus dem viele nicht herausfinden. 

Dabei galt die Falk-Gruppe jahrelang als Top-Adresse bei geschlossenen Immobilienfonds. Rund 32 000 Anleger investierten über drei Milliarden Euro. Doch die Seifenblasen platzten. Die Falk-Gruppe geriet in Schieflage, weil das Neugeschäft ins Stocken geriet und viel zu hohe Mietgarantien gegeben worden waren. Während allerdings Unternehmensgründer Helmut W. Falk erst Ende vergangenen Jahres Schwierigkeiten einräumte, hat der ehemalige Leiter des Fonds-Managements, Rolf Brill, schon viel früher die Alarmglocken läuten hören. Bereits im Jahr 2000 seien die Prognosen zu optimistisch, die Risiken zu hoch gewesen, sagte er dem ARD-Magazin Report. Zwischen den Prospekten und der Wirklichkeit habe eine enorme Lücke geklafft, so Brill. Die Anleger erfuhren davon allerdings nichts, vielmehr wurden weiterhin Gelder eingeworben. 

Eine Tatsache, die durchaus auch strafrechtliche Relevanz bekommen könnte. Denn nach Aussage von Insolvenzverwalter Nachmann trugen die Geschäfte der Falk-Gruppe am Ende „Züge eines Schneeballsystems”. Das heißt: Da die in Aussicht gestellten Gewinne ausblieben, versuchte Falk bis zuletzt, die gegebenen Mietgarantien durch Einnahmen aus dem Neugeschäft zu begleichen — bis dieses ebenfalls zusammenbrach. Vor allem der so genannte Zinsfonds spricht für das Vorgehen: Dieser wur de aufgelegt, um Finanzierungsmittel an andere Unternehmen der Falk?Gruppe zu vergeben. Bei den Immobilienfonds, die erst nach 2000 aufgelegt wurden, spricht nach Meinung von Anwälten Vieles für falsche Versprechungen. Sollte sich der Vorwurf erhärten, könnten Anleger auf dieser Grundlage ihre Ansprüche rechtlich geltend machen.                       

Wie sehr Falk-Anleger von der Pleite des Unternehmens betroffen werden, hängt letztlich von dem einzelnen Fonds ab. Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang August hat die Euro Asset Management (EAM), eine Tochtergesellschaft der zur Bilfinger-Berger-Gruppe gehörenden EPM GmbH, das Management der Falk-Fondsgesellschaften übernommen. Damit habe man einen leistungsstarken und ver­lässlichen strategischen Partner gefunden, sagt Insolvenzverwalter Nachmann. „Sowohl die Verwaltung der Be­teiligungen der Anleger als auch die Verwaltung des Immobilienbesitzes sind damit sichergestellt.” Die EAM will derzeit aber noch keine nähere Auskunft zur Zukunft von einzelnen Fonds geben. Es würden aber Sanie­rungsvorschläge gemacht, hieß es. 

Den Betroffenen könnte dabei durchaus noch Weiteres Ungemach drohen. Denn sollte sich herausstellen, dass die Fonds keine entsprechenden Gewinne erwirtschaftet haben, müs­sen Anleger unter Umständen auch ih­re Ausschüttungen zurückzahlen.
(Sabine Schanzmann)

Die Zukunft etlicher Falk-Fonds ist ungewiss. Im Fall der Leipziger Elsterpassage wurde jetzt ein Sanierungskonzept vorgeschlagen. Während sich für Mieter und Kunden nichts ändert, müssen die Anleger nachzahlen.

 

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 19.08.2005