19.09.2005 - Venturion-Pleite: Hoffnungsschimmer für Aktionäre

Die 13.000 Venturion-Aktionäre, die ihr Geld bei der Pleite des Finanzdienstleisters verloren haben, können möglicherweise die Wirtschaftsprüfer in Anspruch nehmen. Der auf Kapitalanlageschutz spezialisierten Kanzlei PWB Rechtsanwälte Jena liegt ein neues Gutachten vor, das den damaligen Prüfern eine falsche Bewertung nachweist.

Demnach bescheinigte das damalige Wertgutachten, das 2002 bei der Verschmelzung von Macro-Plan und Conrenta zu Venturion erstellt wurde, einen falschen Unternehmenswert. „Offensichtlich gingen die Prüfer von mehreren falschen Annahmen aus”, sagt PWB-Anwalt André Gerhard Morgenstern, der 500 Geschädigte und eine Gesamtschadenssumme von 4,5 Millionen Euro vertritt. „Dadurch wurde Venturion vollkommen überbewertet.” So sei der angegebene Unternehmenswert von 51 Millionen Euro wohl um mindestens neun Millionen Euro zu hoch angesetzt. 

„Darüber hinaus beruhen fast 80 Prozent des damals ermittelten Firmenwertes auf der irrigen Annahme, dass Venturion auf Dauer allein von Neukunden leben könne, die marktüblichen Geschäfte mit Bestandskunden hingegen waren nicht vorgesehen”, so der Anlegeranwalt weiter. Natürlich konnte der Markt dieses ungewöhnliche System, auf das Venturion aufgebaut war, nicht hergeben. Schon zum damaligen Zeitpunkt seien seriöse Studien davon ausgegangen, dass sich der Markt bis zum Jahre 2010 konsolidiert und dann verstärkt auf Bestandskunden zurückgegriffen werden muss. Morgenstern: „Mit Fahrlässigkeit sind die Zahlen des ursprünglichen Gutachtens nicht zu erklären. Für unsere Mandanten sehen wir gute Aussichten, die damaligen Wirtschaftsprüfer erfolgreich in Anspruch zu nehmen.” 

Hintergrund 

Die Venturion AG (Hamm) ist ein unabhängiger Finanzberater, der mit einer garantierten Ersparnisgarantie von 250 Euro Versicherungs- und Kapitalvorsorgeprodukte für Kunden optimiert. Für November 2004 hatte die Gesellschaft den Gang an die Börse geplant und sich laut eigenem Internetauftritt auf dem Weg zu „Deutschland größtem Finanzberatungsunternehmen befunden (Süddeutsche Zeitung 23. Februar 2005). Der Weg führte Venturion jedoch nicht aufs Börsenparkett, sondern zum Amtsgericht. Im November musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. 

An dem Versicherungsmakler hatten sich zahlreiche Privatanleger beteiligt. Venturion hatte die Papiere mit dubiosen Versprechen auf hohe Gewinne nach einem Börsengang verkauft, obwohl das Unternehmen für 2003 keine testierte Bilanz vorlegen konnte und 2004 Verluste machte, so die Süddeutsche. Der Gesamtschaden bei der Pleite soll sich auf etwa 30 Millionen Euro belaufen.  

Quelle: FONDS professionell vom 19.09.2005