04.11.2005 - Fundus verkaufte die Pyramide mit großen Verlusten

Für die Fondszeichner ist das Kapital vollständig verloren

Fondsauflage. Der 1993 von Fundus aufgelegte Fonds Nummer 27 „Die Pyramide” hatte ein Gesamtvolumen von 158,2 Millionen Euro. Den Großteil, ganze 107,4 Millionen Euro, erbrachten die 2.665 Anleger. Die restlichen 50,8 Millionen Euro gab die Aareal-Bank als Bruttodarlehen aus. Somit bezahlten die Anleger rund 3.600 Euro pro Quadratmeter für die 43.800 Quadratmeter Büro- und Geschäftsflächen. 

Kapitalerhöhung. Aufgrund von Vermietungsschwierigkeiten konnte von Anfang an kein einziger Euro Ausschüttung an die Anleger des Ursprungsfonds bezahlt werden. Trotz der geringen Fremdkapitalquote reichten die Mieteinnahmen nicht einmal, um die Zinsen für das Bankdarlehen zu bedienen. Zur Vermeidung einer Zahlungsunfähigkeit legte Fundus-Chef Anno August Jagdfeld deshalb bereits 1997 eine Kapitalerhöhungstranche auf. Über mehrere Jahre verteilt bezahlten dann 602 Anleger weitere 15,3 Millionen Euro in den Fonds ein. 

Garantierte Ausschüttung. Um die Kapitalerhöhung platzieren zu können, versprach Jagdfeld den Investoren damals neben einer 95-prozentigen Verlustzuweisung eine jährliche Ausschüttung in Höhe von sechs Prozent, die bis 2007 sogar garantiert sein sollte. Einige Jahre wurde diese auch vereinbarungsgemäß an die Anleger dieser Tranche bezahlt. Aber schon im zweiten Quartal 2001 war der Fonds erneut unfähig, den Verpflichtungen aus dem Kapitaldienst nachzukommen. Angeblich ist deshalb ab 2003 die jährliche Zahlung ausgefallen. Der Münchner Rechtsanwalt Peter Mattil hat in Folge schon Klagen auf Erfüllung des Garantieversprechens vorbereitet. Spannend dürfte in diesem Zusammenhang die Frage werden, ob die bevorstehenden Probleme nicht vorhersehbar waren - zumindest gegen Ende der Platzierungsphase. Auch das Finanzamt könnte in Bezug auf die Anerkennung der Verlustzuweisung durchaus noch ein Wörtchen mitreden wollen. 

Verkauf. Nach diversen Anfragen von fondstelegramm bestätigte Fundus-Pressesprecher Johannes Beermann nun, dass die Pyramide vor kurzem verkauft wurde. Weitere Einzelheiten, etwa den Verkaufspreis, wollte Fundus allerdings nicht bekannt geben. Der angebliche Erlös von 16,1 Millionen Euro wurde weder bestätigt noch dementiert. Wegen der deutlich höheren Bankschulden würde aber selbst ein etwas höherer Verkaufspreis für die Anleger den Totalverlust ihrer Einlagen bedeuten. 

Ergebnis. „Fundus-Gruppe: Wenn die Immobilie zählt." Vor dem Hintergrund des Desasters bei der Pyramide klingt dieser Werbeslogan in den Ohren der 3.200 Anleger sicherlich wie Hohn. Wenn der unbestätigte Verkaufspreis von 16,1 Millionen Euro stimmen sollte, dann wäre das gerade einmal ein Zehntel des Geldes, das Bank und Anleger in den Fonds steckten. Umgerechnet auf die Quadratmeter würde es sich um magere 370 Euro handeln. Kein zufrieden stellender Preis für ein Gebäude, das Jagdfeld in seinem Vorwort für den Prospekt der Kapitalerhöhungstranche folgendermaßen beschrieb: „Die Pyramide zählt aufgrund ihrer markanten Architektur und ihres Substanzwertes zu einer der prominentesten Büro- und Gewerbeimmobilien im Osten Berlins.” " Ebenfalls rechtfertigen muss er sich außerdem für eine andere hervorgehobene Aussage: „6% p.a. garantierte Ausschüttung bis 2007 auf die eingezahlten Beteiligungsbeträge." Denn damit wurde ein von ihm gegebenes
Garantieversprechen wieder einmal nicht erfüllt. 

Deutschlands wohl bekanntester Problemfonds wird nun aufgelöst. Die Anleger haben ihr Kapital in Höhe von 122,7 Millionen Euro komplett verloren. 

Quelle: fondstelegramm vom 04.11.2005 

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