04.11.2005 - Fundus verkauft die "Pyramide"

Notleidender Fonds wird aufgelöst - Anleger bekommen keinen Cent

Berlin - Der Fundus-Gruppe ist es endlich gelungen, die Berliner Problem-Immobilie "Pyramide" ihres notleidenden Fonds 27 zu verkaufen. Der Fonds wird aufgelöst. Einen entsprechenden Bericht des Branchendienst "Fondstelegramm" bestätigte Fundus-Sprecher Johannes Beermann. 

Die in Marzahn gelegene "Pyramide" gilt wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur als einer der markanten Bürobauten im Osten Berlins. Der 1993 aufgelegte Fonds hingegen wird als prägnantes Beispiel für fehlgeschlagene Investments in den Neuen Bundesländern gehandelt. Außer Verlustzuweisungen haben die mehr als 2600 Erstzeichner keinen Erfolg verbuchen können. Vom Start weg plagten den Fonds Vermietungsschwierigkeiten. "Wer von Anfang an dabei war, erhielt nicht einen einzigen Euro Ausschüttung", sagt Fondstelegramm-Herausgeber Stefan Loipfinger. 

Offenbar war es nicht leicht einen Abnehmer für das Objekt zu finden. Den Verkaufsbeschluss hatte die Gesellschafterversammlung bereits Anfang August 2004 gefällt. Vom Erlös werden die Anleger keinen Cent sehen. Der erzielte Preis reiche nicht einmal aus, um bestehende Verbindlichkeiten bei der Aarealbank zu decken, bestätigte Beermann. Da der Fonds als Kommanditgesellschaft konzipiert ist, müssen Anleger für den offenen Differenzbetrag aber nicht geradestehen. Den Verkaufspreis wollte der Fundus-Sprecher ebenso wenig nennen, wie den Käufer. Es sei Stillschweigen vereinbart worden. 

Stefan Loipfinger nennt im "Fondstelegramm" einen (unbestätigten) Kaufpreis von 16,1 Mio. Euro, was etwas weniger als ein Zehntel des ursprünglichen Fondsvolumens wäre. Auf eine ganz ähnliche Preisdimension kommt man, wenn für die "Pyramide" die bekannten Marktdaten zu Grunde gelegt werden: Das rund 44 000 qm große Haus gilt als etwa zur Hälfte vermietet. Bei einem Mietpreis von sieben Euro/qm und einem Vervielfältigter von neun läge der Verkaufspreis bei 16,6 Mio. Euro. 

Was auch immer der neue Besitzer für den Marzahner Büroturm gezahlt hat, die Preisunterschiede zwischen "einst" und jetzt dürften in jedem Fall beachtlich sein. 1993, als der Fonds "Fundus 27" aufgelegt wurde, stellten die 2665 Anleger 107,4 Mio. Euro des Gesamtvolumens von 158,2 Mio. Euro. Nach Loipfingers Rechnung kostet die Anleger damit ein Pyramiden-Quadratmeter 3600 Euro; stimmen die genannten Kaufpreiskategorien, liegt der Quadratmeterpreis aktuell bei 380 Euro. Ob sich auf einer solchen, deutlich relativierten Preisgrundlage die "Pyramide" besser vermarkten lässt, gilt als unwahrscheinlich; es fehle schlichtweg an Nachfrage, heißt es bei Berliner Maklern. 

50,8 Mio. Euro des Fondsvolumens wurden seinerzeit als Darlehen bei der Aarealbank aufgenom­men. Loipfinger: "Trotz der im Vergleich zu anderen Fonds geringen Fremdkapitalquote reichten die Mieteinnahmen nicht aus, um die Zinsen für den Kredit zu bedienen." Um eine Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden, nahm Fundus 1997 eine Kapitalerhöhung vor. Mehr als 600 Alt- und Neuanleger zahlten über 15 Mio. Euro in den Fonds ein. 

Neben einer 95prozentigen Verlustzuweisung sei den Anlegern eine jährliche Ausschüttung von sechs Prozent bis 2007 garantiert worden, berichtet Loipfinger. Doch die Zahlungen wurden vorzeitig eingestellt, nachdem Mitte 2003 Zins- und Tilgungszahlungen an die Aarealbank nicht geleistet werden konnten. Erfolglos hatte Fundus-Chef Anno August Jagdfeld im August 2004 versucht, eine weitere Kapitalerhöhung zu platzieren.
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Quelle: Die Welt vom 04.11.2005 

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