06.09.2006 - Strömung in der CDU will „bessere Spieler“
Nach der Wahlniederlage soll statt Schwind ein junger Rechtsanwalt Dezernent werden
André Gerhard Morgenstern ist ein überragender Mann. Der 31-jährige ledige Rechtsanwalt misst 2,08 Meter und muss vor jeder Normtür eine Verbeugung machen. Als Basketballer wäre er erste Wahl.
Allerdings will er nicht bei den Jenaer Erdgas Baskets anheuern, sondern Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung/ Wirtschaft in Jena werden. Unterstützung erhält der in Eisleben geborene Morgenstern bei seiner Bewerbung von Parteifreunden aus der Jenaer CDU, der Partei, der er selbst seit Anfang 2005 angehört.
Hendrik Bieräugel, Inhaber der Jenaer Firma Sensator, sieht die Zeit für einen Generationswechsel innerhalb der Jenaer CDU für gekommen. „Unser Kandidat hat bei der OB-Wahl haushoch gegen Dr. Albrecht Schröter verloren. Das sollte zu denken geben, deshalb halte ich es nicht für gut, dass Herr Schwind wieder ein Dezernentenamt anstrebt”, meint Bieräugel. Unterstützung erhält er von Wolfgang Jurkutat. Obwohl der Vorsitzende des CDU-Umweltausschusses mit fast 62 Jahren nicht mehr zu den jungen Wilden gezählt werden kann, sieht auch er Verkrustungen innerhalb der Jenaer Union. Angesichts einer funktionierenden Verwaltung sollten Dezernenten nach Jurkutats Auffassung vor allem für die „Kür” zuständig sein. Sie sollten Strippen ziehen und Kontakte in die Wirtschaft knüpfen, um neue Investoren nach Jena zu holen, Genau das trauen Bieräugel und Jurkutat ihrem Favoriten Morgenstern zu, der nach eigenen Angaben die Abteilung Unternehmensberatung der Jenaer Anwaltskanzlei PWB im Roten Turm leitet. Mit seiner Ausbildung als Jurist und seinen Kontakten sieht sich Morgenstern als „qualifizierte Alternative” für das Stadtentwicklungsdezernat. Kommunalpolitische Erfahrung kann er freilich nicht vorweisen, bis auf die Mitgliedschaft im zentralen Arbeitskreis Finanzen der Düsseldorfer CDU.
Bieräugel, der keinen Hehl daraus macht, dass er in der CDU Jena mit Morgenstern bereits eine Abfuhr erhalten hat, hofft nun, dass Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter wie Klinsmann die besten politischen Stürmer in sein „Kabinett” holt und nicht die altgediente Verteidigung, so Bieräugel wörtlich.
Quelle: OTZ vom 17.07.2006